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Tim Schumacher

Es würde die Welt in eine bessere Zukunft führen, wenn wir mehr weibliche Gründer hätten.

Tim Schumacher

Tim Schumacher gehört zu den wichtigen Köpfen in der Startup Szene. Er sagt von sich selbst, dass er schon als Kind ein Computernerd war und seitdem er den ersten PC geschenkt bekam, eigentlich auch Unternehmer ist. Er hat diverse Firmen gegründet und zahlreiche Startups unterstützt. Mit Geld als Investor, aber auch mit seiner jahrelangen Erfahrung. Nachhaltige Technologien liegen ihm besonders am Herzen. Und gerade hat er einen 350 Millionen Euro Klimafonds mit aufgelegt. Wir treffen uns zum Interview in seiner Firma Eyeo und sprechen erst mal über meinen Neffen. Denn den hat Tim im Fußball trainiert. Eine seiner größten Leidenschaften.


Janine Steeger:

Tim, wir wollen nicht über Fußball sprechen. Hab ich auch eh keine Ahnung von. Sondern über Geschlechtergerechtigkeit in der Deutschen Startup Szene. Frauen sind in der Szene noch dramatisch unterrepräsentiert …


Tim Schumacher:

Ja. Ich habe über die Jahre in 50 Unternehmen investiert. Und da waren drei Teams dabei, bei denen die Gründerin eine Frau war. Wir sind selbst bei Eyeo auch lange ein rein männliches Führungsteam gewesen. Und haben dann erst später eine Frau dazu geholt.


Janine Steeger:

Was hat sich dadurch verändert?


Tim Schumacher:

Sie hat die Kommunikation innerhalb des Teams auf ein neues Level gehoben. Sie hat Themen auf den Tisch und zur Sprache gebracht, die wir vorher einfach beiseite geschoben haben. Und sie hat die Diskussionen, die dann entstanden sind auch super moderiert, unter uns, aber dann eben auch gut ins Unternehmen kommuniziert, so dass alle Mitarbeitenden sich immer gut abgeholt fühlen. Ich vergesse so was zum Beispiel oft. Dass die Kommunikation ins gesamte Team ganz wichtig ist.


Janine Steeger: Würdest Du bestätigen, dass Frauen in komplexeren Zusammenhängen denken?


Tim Schumacher:

Das würde ich sofort unterschreiben, wobei ich glaube, dass es die Frage ist, an welchen Punkten. In dem Bereich Ökosystem Startup, wo so viele unterschiedliche Positionen berücksichtigt werden müssen, und das alles vernünftig zu organisieren, da sind Frauen auf einem anderen Level.


Janine Steeger:

Warum haben wir so wenig weibliche Gründer?


Tim Schumacher:

Ich glaube, es liegt nicht nur an einer Sache. Und es ist auch schwierig, das zu beantworten. Die meisten Gründungen kommen aus den Wirtschaftswissenschaften. Und da ist das Geschlechterverhältnis sehr ausgeglichen.


Janine Steeger:

Also ist die Frage: Was passiert nach dem Studium, dass so viel mehr Männer gründen?


Tim Schumacher:

Ich könnte mir vorstellen, dass das Thema Rolemodels eine große Rolle spielt. Weniger Gründerinnen, heißt eben auch weniger Rolemodels. Was das bewirken kann, sehen wir ja auch bei anderen Fragen. Warum gründen in Deutschland weniger Menschen, als in den USA? Das Bild des Unternehmers oder der Unternehmerin ist in den USA viel positiver besetzt, als bei uns. Und dann gibt es eben auch mehr. Und dann sucht man sich beim Gründen auch gerne Menschen, die einem selbst ähnlich sind. Weil man das als angenehmer empfindet. Und das fängt eben beim Geschlecht an. Eher selten sucht sich ein männlicher Gründer eine Frau als Co-Founder.


Und da muss man sich aber auch immer an die eigene Nase fassen. Wir haben hier immer wieder Praktikanten für das Investment-Geschäft. Und da haben wir uns kürzlich ganz bewusst für eine Frau entschieden, obwohl sich kaum welche bewerben. Im Bereich Investment ist das Verhältnis 9:1 bei den Bewerbungen. Aber das war super, dass wir sie genommen haben, die war richtig toll und hat hier auch wertvolle Initiativen gestartet zum Thema. Wir haben inzwischen eine Selbstverpflichtung unterschrieben, dass wir der Geschlechtergerechtigkeit in Start-Ups mehr Raum geben wollen. Und das geht damit los, dass wir uns die Zahlen zu der Geschlechterverteilung anschauen und die auch als Kriterium mit einbeziehen. Heißt in der Konsequenz: Da können wir zusammen mit anderen ja auch Druck aufbauen. Nur Männer = evtl. weniger Chancen auf Investment.


Janine Steeger:

Bei den Gründungen im Social Business Bereich haben wir deutlich mehr Frauen.


Tim Schumacher:

Da könnte das Thema komplexes Denken wieder eine Rolle spielen. Es gibt ja immer noch viele Gründungen, wo die Gründer sagen: Wir gucken nicht links und rechts, wir wollen einfach mega erfolgreich werden, ein Unicorn mit 100 Millionen Umsatz. Und auf solchen Wegen werden soziale und ökologische Folgen des eigenen Handelns radikal zur Seite geschoben. Und da sind es oft Frauen, die das eigene Business in komplexen Ökosystemen denken und sich mehr darum scheren, was ihr Geschäft hinterlässt.


Janine Steeger:

Wie wichtig ist die Startup Szene insgesamt für das Thema Nachhaltigkeit?


Tim Schumacher:

Ich denke sehr wichtig. Weil viel Veränderung von uns getrieben wird. Und oft sind die Startups auch die Katalysatoren, die dafür sorgen, dass bestimmte große Unternehmen die Ideen aufgreifen. Zum Beispiel sieht man jetzt in vielen großen Supermärkten solche Unverpackt-Ecken. Das kommt eben von den reinen Unverpackt-Läden. Das heißt ja, dass der Impact, den Startups haben, weit hinaus geht über das, was nur der eigene Laden leistet. Startups verändern Wirtschaft und auch die Gesellschaft.


Janine Steeger:

Was müsste passieren, damit wir in Deutschland mehr Frauen haben, die gründen?


Tim Schumacher:

Mehr Vorbilder, sagte ich ja schon. Und da sollten Medien auch viel mehr drüber berichten. Das hat sich schon verbessert in den letzten Jahren. Das geht auch nicht von heute auf morgen. Aber das wird Früchte tragen. Und natürlich kann man es auch über Vorgaben steuern, also über eine Quote.


Janine Steeger:

Was hätten wir als Gesellschaft davon, wenn mehr Frauen gründen würden?


Tim Schumacher:

Wir haben ja drüber gesprochen, dass sich viele Frauen die Frage stellen, wie kann mein Unternehmen der Welt nützen, anstatt ihr zu schaden. Insofern würde es uns allen helfen, wenn wir mehr Gründerinnen hätten. Das Gute ist, dass durch den EU Green Deal bspw. mehr Geld in das Thema Nachhaltigkeit fließen wird. Die gesamten Finanzströme werden sich dahin entwickeln. Und das heißt dann in der Konsequenz, dass es mehr Geld für die nachhaltige Startup-Szene gibt und damit auch Frauenförderung betrieben wird.



 

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